heute: Carbonpfeile
von Christian Goebel
Welcher Pfeil für welchen Bogen?
Mit eine der wichtigsten Grundlagen des Treffens beim Bogenschießen ist der richtige (gerade) Pfeil bzw. das richtige Setting mit dem Bogen.
Mit einem guten und geraden Pfeil und einem schlechten Bogen kann ich immer noch das Ziel präzise treffen, mit einem guten Bogen und einem schlechten bzw. krummen Pfeil, ist das nicht mehr so einfach möglich.
Meine Zuggewichte liegen alle so um die 50# und ich schieße hiermit hauptsächlich Langbögen und Recurves. Daher komme ich in der Regel mit einer Pfeilart bzw. einem Spine aus.
Schäfte für den Traditionellen Bogen
Gute Erfahrungen habe ich mit den Schäften von Beman und GoldTip gemacht. Es sind sogenannte kreuzgewickelte Carbonschäfte, die durch diese Wickelart eine höhere Festigkeit aufweisen als einfach gewickelte Schäfte. GoldTip empfiehlt bei dem Modell „Traditional“ bei einer Bandbreite des Zuggewichtes von 35-55# den 500er Spine, daher nehme ich den dann auch. Der Schaft hat 8,6 grain per inch (gpi), warum er dann, auf ca. 29“ zugeschnitten, fertig (incl. Spitze, Insert, Protectorringe, Federn und Nocke) bei mir 355 grain auf die Waage bringt.
Warum dürfen Pfeile nicht zu leicht sein?
Die „Centershot“ von Beman sind mit 7,25 gpi etwas leichter, liegen damit aber immer noch gut im Rahmen. Die Pfeile dürfen nicht zu leicht sein, sonst können die Bögen Schaden nehmen, da die Spannenergie nicht vollständig genug abgebaut werden kann, ist auch häufig der Grund für den sogenannten „Handschock“. Ich gehe bei den Langbögen von ca. 8-9 grains per pound (gpp) aus, bei den Recurves kann man aufgrund der anderen Bauweise der Wurfarme noch etwas runter gehen.
Zuerst werden die Schäfte auf Länge geschnitten
Nachdem die Schäfte auf einer speziellen Maschine abgelängt und die Carbonstäube aus Gesundheitsschutzgründen dabei permanent abgesaugt wurden, wurden die Schäfte innen mit einer dünnen Drahtbürste (siehe Bild) gereinigt und für den Kleber angerauht und mit Benzin anschließend entfettet.
Wozu Protectorringe?
Danach wurden die Protectorringe oben und unten mit Sekundenkleber angebracht (siehe Bild). Die Protectorringe verhindern ein Aufspleißen des Schaftes bei Fehl- bzw. „Robin-Hood“-Schüssen auf die Nocke. Eine neue Nocke kostet mich wenige Cent, ein Pfeil ca. 10 Euro plus Arbeitszeit. Die Nocke habe ich an der flachen Seite mit der Kombizange herausgezogen und danach wieder von Hand eingesetzt, dabei ist darauf zu achten, dass die Seite der Nocke, wo die Leitfedern angebracht werden soll, immer an derselben Stelle am Umfang sitzt. Ich orientiere mich dabei an dem Schriftzug auf dem Schaft.
Welche Spitze für meinen Pfeil?
Danach waren die Klebespitzen an der Reihe, ich habe mich für 100 grain Spitzengewicht entschieden, um den sog. FOC auf einen Bereich für 3D zwischen 6 und 12% zu bringen.
In diesem Beispiel wählte ich eine Bullet Point Spitze der Firma TopHat.
Die Schäfte der Spitzen habe ich vorher noch mit feinem Schleifpapier angeraut, um eine bessere Vernetzung mit dem Epoxidkleber zu erreichen.
Und jetzt die Federn….
Für die Befiederung verwende ich ein Gerät von der Firma JoJan, mit dem es möglich ist, sechs Pfeile gleichzeitig zu befiedern (siehe Bild). Mit dem Gerät kann ich wahlweise drei oder vier Federn auf den Schaft aufbringen und das rechts- oder linksgewunden oder gerade. Dafür setze ich dann bei Bedarf die passenden Klammern ein.
Für das Befiedern verwende ich den Kleber FletchTide von der Fa. Bohning, er ist sparsam, gut zu verarbeiten und innerhalb von 5min so angehärtet, dass man gut weiterarbeiten kann.
Finetuning…..
Wenn, wie in diesem Fall, alle drei Federn angeklebt waren, sichere ich die beiden Federenden noch mit einem Klebepunkt mit Sekundenkleber. Vorher kappe ich aber noch das untere Ende mit dem Teppichmesser (Vorsicht Verletzungsgefahr!), um eine definierte Kante zu haben, da ich am nächsten Tag, wenn der Kleber aushärtet ist, die unteren Feder mit einem Rundstahl „abplatte“, damit die Feder beim Ablassen nicht irgendwo am Bogen hängenbleibt oder ich mich an der Hand verletzen kann.
Zum Abschluss gucke ich mir jeden einzelnen Schaft nochmal auf evt. Beschädigungen und Geradheit an, entferne Klebereste, kontrolliere die Verklebung Federn, Sitz der Nocke usw. bevor ich sie in den Köcher zum Gebrauch stecke.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei Christian für diesen gelungenen Beitrag. Damit hat er das traditionelle intuitive Bogenschießen in Köln ein Stück weiter voran gebracht und es als Freizeitaktivität um einen tollen Beitrag bereichert.